19.03.2020
Diese Epidemie hat, wie Sie wissen, eine (sehr) hohe emotionale Komponente. Als Anleger sollte man unbedingt versuchen, die Verhältnismäßigkeit zu wahren und damit versuchen, die verstandsgeprägte Einschätzung gegenüber Angst (=schlechter Ratgeber) in den Vordergrund zu schieben. Vorsicht ist angebracht, Panik aber schädlich!
Für voll investierte Aktionäre waren die vergangenen zwei Wochen eine sehr schwere Zeit – das Schlimmste liegt aber hinter uns. Das heißt nicht, dass wir den Tiefpunkt schon erreicht haben, das kann niemand sagen. Aber wir könnten ihm durchaus nahe sein. Die Geschwindigkeit des Rückgangs ist historisch beispiellos und niemand weiß, wie groß der mögliche wirtschaftliche Schaden später sein wird. Wir erwarten, dass die finanziellen Hilfen greifen und eine Insolvenzwelle auf jeden Fall vermieden wird.
Auch die bereits während der Finanzkrise gebeutelten Banken werden jede Unterstützung erhalten, um nicht durch eventuell illiquide werdende Kunden dann auch selbst notleidend zu werden. Hier steht die Europäische Zentralbank mit ihrer gesamten finanziellen Feuerkraft als „Feuerwehr“ in Bereitschaft.
Das bedeutet: Jetzt aus dem Aktienmarkt aussteigen, ist das Falscheste, was man tun kann. Also, nicht (!) verkaufen, Sie werden es bereuen. Auch sollten Sie nicht nervös werden, weil ihr Gold ebenfalls – aber sehr „übersichtlich“ – gefallen ist. Hier spielen ganz andere Ursachen eine Rolle: Gold ist eine Risikoabsicherung und sollte in solchen Phasen (eigentlich) steigen. Wenn aber die Aktien derart überdurchschnittlich abstürzen, so wird das Gold in z.B. Kreditfällen gegebenenfalls gebraucht, um Verluste im Aktienmarkt abzudecken. Das geschieht im Rahmen von sogenannten „Margin Calls“. Wenn Anleger ihre Aktien mit Krediten finanziert haben, so sind diese durch den starken Rückgang in erhebliche Liquiditäts-Probleme geraten. Zwangsverkäufe durch die finanzierende Bank sind die Folge. Genau dafür eignet sich das Gold, da es wertvoll bleibt und jederzeit verkäuflich ist. Gold wird unseres Erachtens schnell wieder ansteigen, wenn dieser Verkaufsdruck aus Zwangsverkäufen aufhört.
Was Sie auch nicht tun sollten: Große Beträge – vor allen Dingen ab EUR 100.000,- bei einer Bank – auf Konten liegen lassen. Sie haften für Probleme einer Bank und werden im Notfall zu deren Rettung herangezogen. Es sind sogenannte „Bail-in“ Anlagen. In einer solchen Krisensituation sollte man sich das dreimal überlegen – nicht weil die eigene Hausbank unbedingt gefährdet wäre – aber bei einem Domino-Effekt der Banken kann ein Zahlungsunfähigkeits-Virus von einer Bank zur anderen „überspringen“. Generell sind Europas Banken zwar eigenkapitalmäßig besser ausgestattet als 2008 – aber besser heißt nicht unbedingt ausreichend!
Autor: Klaus Henning
Quelle: ISF-Institut Deutsch-Schweizer Finanzanlagen GmbH